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Architektur als Unternehmenspolitik. Der österreichische Industrielle Herbert W. Liaunig (Jahrgang 1945) hatte es sich schon immer geleistet, Top-Architekten für seine Unternehmen zu engagieren: Anfang der Neunziger beauftragte er etwa den österreichischen Architekten Josef Lackner für die Neukonzeption der Fabriksgebäude der Jenbacher Werke in Tirol. Coop Himmelb(l)aus Funderwerk-Bauten sind inzwischen in die Baugeschichte eingegangen. Von Antje Mayer.

Museum Neuhaus

Nun engagierte Liaunig internationale Architekten in eigener Sache. Für seine mehr als 2.000 Werke zählende Privatsammlung österreichischer Kunst nach 1945 sollten internationale Büros ihre Ideen für einen neuen Museumsbau in Neuhaus (slowenisch „Sluha“) in Südkärnten vorlegen. Im Februar standen die Beiträge eine Woche im Architekturzentrum Wien „zur Diskussion“, nun bis 18. April im Museum Moderner Kunst Kärnten, wo auch erstmals 13 Werke Kärntner Künstler der Sammlung Liaunig ausgestellt sind.
Zum Wettbewerb eingeladen waren das UN studio van Berkel & Bos (Niederlande), Odile Decq (Frankreich), Liz Diller + Ricardo Scofidio (USA) und EMBT Bendetta Tagliabue (Spanien). Auch ein slowenisches Büro wurden miteinbezogen, schließlich steht das Museum nahe der Grenze: Jurij Sadar + Bostjan Vuga. Wer das Rennen macht, entscheidet Liaunig voraussichtlich Ende März.
In dem annähernd 4.000 Quadratmeter groß geplanten Museum werden circa 300 Grafiken, 170 Bilder und 80 Skulpturen permanent zu besichtigen sein. Dazu sind Wechselausstellungen geplant. Liaunig, der seit seiner Studienzeit Kunst kauft und als systematischer weniger „emotionaler“ Sammler gilt, besitzt eine hervorragende Sammlung österreichischer Kunst, die nicht nur Klassiker wie Herbert Boeckl oder Fritz Wotruba, sondern auch Werke von Maria Lassnig, Max Weiler, Bruno Gironcoli, Walter Pichler, Hermann Nitsch oder Günter Brus umfasst.
Derzeit wird noch diskutiert, in welcher Form sich das Land Kärnten an dem Museum beteiligen soll. Im März wird in der FPÖ-Hochburg gewählt. Bis Sommer erwartet man sich jedenfalls eine Antwort von offizieller Seite. Sodann könnte man zum Bauen beginnen und bis Ende 2005 das Gebäude fertigerstellt haben.
Immerhin sieben Millionen Euro spendet der Privatsammler selbst. Gebaut, so der Industrielle Liaunig, werde das Museum somit auf jeden Fall, mit oder ohne Unterstützung des Landes. Fraglich sei eben nur, ob es als ein öffentliches Museum geplant werde, was freilich andere infrastrukturelle Erfordernisse nach sich zöge. Geöffnet wird das Kunsthaus aus Rentabilitätsgründen ohnehin nur über die Sommermonate sein. Derzeit sucht Liaunig noch einen Museumsdirektor.



erschienen in Kunstzeitung Nr.92/Apr.04, S.5